Direkt zum Inhalt
Schwerpunkt Hasskriminalität
Rubrik

Schwerpunkt Hasskriminalität Der LSU Berlin fordert spürbare Maßnahmen gegen steigende Angriffe auf die Community

ms - 12.06.2025 - 12:00 Uhr
Loading audio player...

Der neue Chef der Berliner LSU, dem Interessenverband für LGBTIQ+-Menschen in der Union, forderte jetzt schnelle Strategien im Kampf gegen die steigende Hasskriminalität, die in Berlin immer dramatischere Ausmaße annimmt. Zuletzt war binnen eines Jahres ein Anstieg der Fallzahlen um 27 Prozent verzeichnet worden.

Keine Angsträume in Berlin 

Im Interview mit dem Berliner Tagesspiegel erklärte Berlins LSU-Chef René Powilleit (36), der auch Bundesgeschäftsführer der LSU ist, dass der Verein den Schwerpunkt auf die zunehmende Hasskriminalität legt. „Es gibt Orte, an denen sich Menschen unsicher fühlen und sie deshalb meiden. Ich würde als schwuler Mann zum Beispiel nicht Händchen haltend über die Sonnenallee laufen, weil mein persönliches Sicherheitsgefühl dort gestört ist. Hier muss etwas passieren, damit sich Kieze in Berlin nicht zum Angstraum entwickeln. Hier braucht es schnell sicht- und spürbare Maßnahmen, welche unter anderem derzeit mit der Landesstrategie erarbeitet werden.“

Verteidigung der Demokratie 

Insbesondere betont der Politiker auch den Fall eines schwulen Lehrers, der an einer Berliner Schule massiv von muslimischen Schülern gemobbt wurde: „Dieser Fall entsetzt noch immer. Wenn dort Sätze fallen wie ´Der Islam ist hier der Chef´, dann braucht es deutliche Stoppzeichen mit sämtlichen Konsequenzen wie Verwarnungen, Tadel, Schulverweisen bis hin zu Inobhutnahmen durch das Jugendamt. Wir müssen in solchen Fällen deutlich signalisieren, dass wir derartiges Verhalten nicht akzeptieren – und müssen auch die Tätergruppen klar benennen. Oftmals handelt es sich bei solchen Taten um nichtdeutsche Täter. Wir müssen uns fragen, wie wir mit denjenigen umgehen, die hierherkommen, unsere Werte und unsere Toleranz ausnutzen und ihren Schutzstatus missbrauchen. In Deutschland ist nicht der Islam der Chef – sondern unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung. Die müssen wir verteidigen.“

Mehr Sichtbarkeit gegen Hass 

Dabei betonte Powilleit des Weiteren, dass es ebenso nicht hingenommen werden darf, wenn Denkmäler und queere Bars angegriffen oder Regenbogenflaggen verbrannt werden – hier dürfe man nicht wegschauen. „Es kann nicht sein, dass wir uns als LSBTIQ+ selbst wieder zurücknehmen in unserer Sichtbarkeit. Nur weil wir Angst haben müssen, dass ein dummer Spruch kommt, dass man angespuckt, angerempelt oder tätlich angegriffen wird.

Erfreulich findet Powilleit mit Blick auf die Bundesregierung, dass es auch unter Schwarz-Rot mit Sophie Koch (SPD) eine Queer-Beauftragte gibt – der LSU hatte sich aktiv dafür eingesetzt: „Es gab Überlegungen, diese Position zu streichen. Aber in vielen Gesprächen ist es dann gelungen klarzumachen, dass wir in einer Gesellschaft, in der Hassgewalt gegen LSBTIQ+ immer weiter zunimmt, auch eine Beauftragte brauchen, die sich explizit dieses Themas annimmt. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass wir bei der Entscheidung stärker beteiligt worden wären. Und, dass die CDU den Posten besetzen darf, damit auch wir mal zeigen können, dass auch wir sexuelle Vielfaltspolitik mit all ihren Facetten gestalten können.“ 

Auch Interessant

Angriffe auf LGBTIQ+-Menschen

Russlands Community am Limit

LGBTIQ+-Menschen in Russland erleben tagtäglich Angriffe, Gewalt und Drohnungen. Eine neue Studie hielt nun die dramatische Lage im Detail fest.
Medizinstudium bei LGBTIQ+

Studienabbrecher in der Community

Diskriminierung im Gesundheitswesen? Die Abbrecherquote bei homosexuellen US-Medizinstudenten ist doppelt so hoch wie bei heterosexuellen Kollegen.
Erhöhte Polizeipräsenz

Mehr Sicherheit für CSD Eberswalde

Mit verstärkter Präsenz wappnet sich die Polizei zum CSD Eberswalde am Samstag in Brandenburg - parallel dazu findet ein AfD Sommerfest statt.
Bevölkerungszuwachs

Über zehn Millionen sind LGBTIQ+

Weit mehr als zehn Millionen Menschen definieren sich in Deutschland als LGBTIQ+, so die neuste Studienlage des Statistischen Bundesamtes.
Sicherheitslage CSD Nürnberg

Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen

Nach den jüngsten Vorkommnissen verstärkt das CSD-Team in Nürnberg jetzt die Sicherheitsvorkehrungen für die zweiwöchigen Pride Weeks.
Hiobsbotschaft für Jugendliche

Ende der US-LGBTIQ+-Hilfshotline

Hiobsbotschaft in den USA: Bereits Mitte Juli wird die lebensrettende Hilfshotline für LGBTIQ+-Jugendliche eingestellt.
Neue HIV-Vorsorge in den USA

Ein Spritze zweimal im Jahr

Die FDA hat in den USA ein neues Medikament zugelassen, dass mittels Injektion zweimal pro Jahr vor einer HIV-Infektion schützt.
Niederlage vor Gericht

Supreme Court bekräftigt Trump

Der Supreme Court hat die Agenda von US-Präsident Trump bekräftigt und ein Verbot von geschlechtsangleichenden Maßnahmen bei Minderjährigen bestätigt.
Debatte über soziale Medien

Jugendverbot auch in Deutschland?

Sollen soziale Medien für Jugendliche unter 16 Jahren verboten werden? Darüber wird heftig diskutiert, die queere Community befürchtert Zensur.