Debatte über soziale Medien Queere Community befürchtet Zensur und den Wegfall von Kommunikationsangeboten
Ende 2024 verhängte Australien ein Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren. Vor wenigen Tagen änderte dann auch Brasilien seine Richtlinien zur Nutzung digitaler Medien – in beiden Fällen befürchtet die queere Community Zensur und ein Wegfall von Kommunikationsmöglichkeiten für LGBTIQ+-Jugendliche. Auch in Deutschland findet die Idee von Einschränkungen im Bereich der sozialen Medien immer mehr Zulauf.
Befürworter bei CDU und SPD
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) hat sich vor wenigen Tagen dafür ausgesprochen, dass Instagram, TikTok, Facebook oder X erst ab einem bestimmten Alter nutzbar sein sollten. Bundesfamilienministerin Karen Prien (CDU) sieht dies ähnlich. Auch ein generelles Handyverbot an Schulen wird diskutiert. Man wolle damit dem Selbstdarstellungsdruck entgegentreten und die gesunde Entwicklung sowie die Privatsphäre der Minderjährigen schützen. Die Hoffnung ist groß, dass solche Einschränkungen zu „weniger Mobbing, mehr Konzentration, sozialeres Miteinander“ führen, so Hubig. Einige Länder haben bereits Handy-Verbote oder planen Einschränkungen, vor allem an Grundschulen. Bremen führt Mitte August ein Handyverbot bis zur zehnten Klasse ein.
Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach sich für eine Altersbeschränkung aus: „Als Staat haben wir unsere Schutzfunktion in den vergangenen Jahren wirklich vernachlässigt. Es wird höchste Zeit, dass alles getan werde, damit Unter-16-Jährige frei von Social Media in unserer Gesellschaft aufwachsen können“, so Günther in der Bild am Sonntag. Ebenso wird auch auf EU-Ebene über schärfere Zugangsbeschränkungen für Jugendliche nachgedacht, zuletzt sprachen sich Frankreich, Griechenland, Spanien und Belgien dafür aus.
Probleme in der Community
Innerhalb der queeren Community sorgten solche Vorhaben in Australien und Brasilien bereits für starke Bedenken – die Befürchtung vor Zensur und dem Wegfall von niederschwelligen und anonymen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und der Informationsfindung innerhalb der LGBTIQ+-Community sind groß.
Jetzt meldete sich der Deutsche Lehrerverband zu Wort und sprach sich klar gegen eine Altersgrenze für die Nutzung von sozialen Medien aus. Präsident Stefan Düll betonte gegenüber der Stuttgarter Zeitung, eine gesetzliche Altersbegrenzung für die sozialen Medien sei „realitätsfern und auch nicht sinnvoll“. Die Verbote seien zudem in der Praxis kaum umsetzbar. Viel wichtiger wäre es indes, Jugendliche und Kinder zu einem klugen Umgang mit dem Internet zu erziehen. Nicht nur, dass viele Eltern inzwischen über Social Media mit ihren Kindern kommunizieren würden, darüber hinaus seien Plattformen wie Facebook, Instagram und TikTok auch schlicht ein Teil der Lebensrealität junger Menschen. Ähnlich bewertet dies das Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (JFF): Ein Verbot „konterkariere medienpädagogische Bemühungen, junge Menschen größtmöglich zu befähigen, Medien kritisch zu nutzen und sich an gesellschaftlichen Diskursen zu beteiligen.“