Liberté Diversité Queerité Das Münchner CSD-Team will sich lautstark bei den PrideWeeks gegen Hass und Rollback positionieren
Das Team des CSD München hat jetzt Details zu den diesjährigen PrideWeeks bekannt gegeben, die am kommenden Samstag starten und bis zum 29. Juni laufen. Unter dem kämpferischen Motto „Liberté Diversité Queerité“ soll der „Ruf nach Freiheit, Vielfalt und Selbstbestimmung“ laut hörbar im ganzen Freistaat sein.
Kampf gegen Populismus
Die fünf Träger des größten CSDs in Bayern betonen dabei insbesondere, dass die LGBTIQ+-Community immer weiter weltweit unter Druck gerät. „Auch in Deutschland drohen queeren Menschen gesellschaftliche wie rechtliche Rückschritte; Übergriffe auf LGBTIQ* haben zugenommen. Mit »Liberté Diversité Queerité« ruft der Münchner CSD zur Wahrung von Freiheit und Demokratie auf gegen den Rechtsextremismus und Populismus auf, wie sie sich derzeit global verbreiten.“ Auch in diesem Jahr ist Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) Schirmherr des CSD. Kollege Dominik Krause, Zweiter Bürgermeister der Landeshauptstadt, betonte dabei heute: „Queeres Leben gehört in die Mitte der Gesellschaft!“
Mit Solidarität müsse dabei dem Hass und der Gewalt entgegengetreten werden – die neusten Daten der LGBTIQ+-Fachstelle gegen Diskriminierung und Gewalt, Strong!, zeigten dabei auf, dass die Angriffe auf die Community auch in Bayern immer weiter zunehmen, zuletzt gab es einen Anstieg um rund 30 Prozent binnen eines Jahres. „Die Tatbestände reichen von einfachen Alltagsdiskriminierungen über Beleidigungen, Bedrohungen und Benachteiligung bis hin zu sexueller Belästigung und schwerer Körperverletzung“, so das CSD-Team weiter. Dabei werden rund 90 Prozent aller Angriffe gar nicht erst angezeigt.
Das Klima wird rauer
Das Resümee: „Das gesellschaftliche Klima gegenüber queeren Menschen ist aller Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte zum Trotz rauer geworden. Debatten werden mit viel Empörung geführt, schlagen oft in verbale Gewalt und mitunter in körperliche Angriffe um. Das trifft insbesondere trans* und inter* Menschen.“ Zwar ist die Mehrheit der Deutschen nach wie vor positiv gegenüber der Community eingestellt, doch Hass, Gewalt und Hetze nehmen trotzdem weiter zu. „Die queerfeindlichen Narrative, die Rechtsextreme und Populisten auf Social Media und der Straße verbreiten, wirken. Der Wandel hin zu einer offeneren, bunten Gesellschaft, aber auch die vielen Krisen in unserer Welt machen den Menschen Angst. Statt die Leute dabei empathisch zu begleiten, werden Sündenböcke gesucht“, so Diana Horn-Greif vom Lesbisch-Queeren Verein LesCommunity.
Weniger Geld für den CSD
Das merkt der CSD München ganz direkt, auch in der Metropole an der Isar sind die Spenden von Unternehmen in diesem Jahr spürbar zurückgegangen. „Auch in München macht sich das mangelnde Engagement finanziell bemerkbar. Weil parallel die Kosten steigen, etwa für die Sicherheitsauflagen, und sich so manch Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zurückhält, fehlt den Veranstalter*innen Geld, das sie nun einsparen müssen. Die Landeshauptstadt hat sich bereit erklärt, hier notfalls auszuhelfen. Weniger Geld aber bedeutet auch weniger Größe und damit weniger Sichtbarkeit für gleiche Rechte und Akzeptanz.“ Das zeigt sich bereits bei den teilnehmenden Verbänden, in diesem Jahr werden bei der Pride-Parade 200 Gruppen dabei sein, etwas weniger als 2024. Dafür soll bei den PrideWeeks mit über 80 Events und dem „größten Straßenfest aller Zeiten“ am letzten Juni-Wochenende Geschichte geschrieben werden. Nicht zu vergessen das Rathaus-Clubbing, das seit Jahren Kult ist.
Forderungen an die Politik
Mit Blick auf Bayern formulierte der CSD München in diesem Jahr sechs Kernforderungen, darunter die Ergänzung im Grundgesetz Artikel 3 mit der „sexuellen Orientierung“ und der „geschlechtlichen Identität“, bessere Strategien gegen Hasskriminalität, ein Einstehen für das Selbstbestimmungsgesetz, die Reform des Abstammungsgesetzes, mehr Hilfe für queere Flüchtlinge und allen voran endlich ein eigener Aktionsplan für Bayern – bis heute ist der Freistaat das einzige Bundesland in Deutschland, dass hier noch nichts verabschiedet hat.