Langer Kampf in Kolumbien Gemeinsam stark gegen Hetzkampagnen: LGBTIQ+-Verbände und Journalisten kämpfen für ein Verbot von Konversionstherapien
Die Community in Kolumbien kämpft seit Jahren um mehr Gerechtigkeit und Akzeptanz – immer wieder kam es in den letzten Jahren zu willkürlicher Polizeigewalt, massiven Menschenrechtsverletzungen, Folter, Misshandlungen und Morden. Obwohl Schwule und Lesben seit zehn Jahren offiziell heiraten dürfen, sieht die Lebensrealität vielerorts nach wie vor düster aus – immer wieder kommt es auch zu brutalen Konversionstherapien. Dreimal wurde bereits seit 2021 versucht, ein Verbot der menschenunwürdigen „Homo-Heilungen“ einzuführen, zuletzt scheiterte das Vorhaben 2024 an dem Gegenwind von christlichen und konservativen Vereinen. Diese Jahr nun soll ein neuer Anlauf unternommen werden.
Gezielte Hetze von Christen
Die Ausgangslage ist klar: Die Vereinten Nationen verurteilten diese „Heilungen“ mit klaren Worten als Folter. Gerade in Kolumbien kam es in der Vergangenheit zu radikalen Ausprägungen dieser Vorgehensweise, von Eisbädern über Elektroschocks bis hin zu Schlägen und „korrigierenden Vergewaltigungen“. Die internationale LGBTIQ+-Organisation All-Out hat zusammen mit dem kolumbianischen Netzwerk-Bündnis von Journalisten, La Liga, sowie der Organisation „Colombia Fact-Check“ aufgezeigt, wie gezielt die römisch-katholische Kirche sowie konservative und christliche Hardliner-Organisationen Hetze gegen das geplante Gesetzesvorhaben betrieben haben.
Über 3.000 Tweets überschwemmten die sozialen Netzwerke, immerzu wurden dabei Lügen verbreitet: „Es wurde behauptet, das Gesetz würde Eltern und Pastoren ins Gefängnis bringen, die ´Verstümmelung´ von Minderjährigen erlauben und die sogenannte ´Gender-Ideologie´ aufzwingen. Nichts davon war wahr. Aber die Angst wirkte, und der Kongress legte das Projekt ad acta“, so All-Out-Kampagnenmanagerin Alma Ortiz-Giraldo aus Kolumbien. Der Gesetzentwurf hatte die ersten beiden Debatten in der Abgeordnetenkammer bestanden, wurde jedoch im Ersten Ausschuss des Senats dann nicht behandelt und auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.
Neuer Anlauf mit vereinter Kraft
In diesem Jahr nun folgt deswegen der vierte Anlauf mit dem neuen Gesetzesprojekt "Quiérele Siempre" ("Liebe für immer"), das auch bereits in den Kongress eingebracht worden ist. Dieses Mal soll eine breite Kampagne verhindern, dass Hetze und Fake News erneut die Oberhand gewinnen. „Wir müssen Druck auf die Regierung ausüben, damit das Gesetz endlich verabschiedet wird. Wir dürfen nicht zulassen, dass Lügen unsere Rechte erneut blockieren“, so Ortiz-Giraldo, die mit einer internationalen Petition auch für Druck aus dem Ausland sorgen will. Außerdem soll mittels einer neuen Software den Fake News in den sozialen Medien gezielt gegengesteuert werden. Auf dem Pride in Bogota am 30. Juni soll das Thema ebenso im Zentrum stehen.
Auch die Frauenorganisation der Vereinten Nationen, UN Women, warnte nun offiziell vor digitalen Lügen und bestätigt, dass „staatliche und nichtstaatliche Akteure versuchen, hart erkämpfte Errungenschaften wieder rückgängig zu machen und die Stigmatisierung zu vertiefen, wodurch die Rechte und das Leben von LGBTIQ+-Menschen gefährdet werden. Diese Gruppen fördern Angriffe und Fehlinformationen, um LGBTIQ+-Menschen zu delegitimieren.“